Radtour 2004, Lebus

Freitag, 28. Mai 2004 von Cottbus nach Lebus

MARKUS am BaggerlochDa unser (MARKUS und Franks) Zimmer keine Möglichkeit hatte das Fenster zu verdunkeln, wachten wir schon um 6:30 auf, packten unsere Sachen und kümmerten uns um unsere Blessuren. MARKUS Wunde am Knie war wieder aufgebrochen und Franks Knie hatten sich vom Vortag noch nicht wieder völlig erholt. Doch hofften wir auf einen schönen Tag, da schon zu dieser Zeit die Sonne schien, und nur wenige Wolken am Himmel waren.

Pünktlich um 8:00 wollten wir Starten, doch hatten wir wiedereinmal eine kleine Verspätung, weil MARKUS noch Fernsehen und eine Banane vor dem Start hatte essen müssen, was sofort zu einem "Tagebucheintrag" führte. Da das Tagebuch schon mal aufgeschlagen war, wurde auch vermerkt, dass "Benji randaliert", was hieß, dass er beim Anfahren einen Parkwächter übersehen hatte und dieser deshalb umgefallen war.

Unseren Ersten Halt machten wir beim Braunkohletagebau Cottbus Nord wo wir die Technik des Abbaus und die geplante Renaturierung anhand von Schautafeln genauestens studierten.

Auf unserem weiteren Weg Richtung Neuendorf fuhren wir einen "Bonus Track" einfach deshalb, weil die Straße, die wir fahren wollten nicht mehr vorhanden war. Sie war wohl zwischen der Drucklegung unserer Karte und unserer Ankunft in Cottbus dem Braunkohlebergbau zum Opfer gefallen. Also suchten und fanden wir auf der Karte eine Alternativroute. Diese sollte uns durch Horno führen. Dies ist deshalb so erwähnenswert, weil dieser Ort nicht mehr bewohnt ist, die Kante der Bergbaugrube direkt am Ortsrand liegt und bei unserer Durchfahrt die ersten der Häuser abgebrochen wurden, damit der Bagger freie Bahn hatte. Es wird also die Straße und der Ort Horno vielleicht jetzt (Juli 2004) schon nicht mehr existieren. Selbst für uns als Fremde war dieser Ort ein schauriger Anblick. Wie wird es wohl den einstigen Besitzern ergangen sein?

MIG 21 im VorgartenIn Grießen hatten wir dann endlich die Oder erreicht, die wir bei einem privaten Wasserkraftwerk zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Der Besitzer dieses Kraftwerks hatte ein besonderes Hobby, er sammelte alte Technische Geräte und hatte unter anderem eine MIG 21 Baujahr 1959 in seinem Garten stehen. Über Groß Gastrose gelangten wir nach Gruben, wo wir uns kurz entschlossen den Grenzübergang nach Polen passierten um auf der polnischen Seite in Gruibin zu Mittag zu essen. Kaum hatten wir uns für ein Lokal in der Nähe der Grenzstation entschieden, mussten wir uns um MARKUS sorgen machen, denn seine Nase lief unaufhaltsam, und seine Augen tränten fürchterlich. Kurz, er hatte einen Heuschnupfenanfall, doch war er darauf vorbereitet und hatte die nötigen Medikamente schon eingenommen. In der Zeit, in der wir auf unser Essen warteten, erholte er sich soweit, dass außer geröteten Augen von seinem Heuschnupfen nichts mehr zu sehen war. Das essen war übrigens hervorragen, kostete etwa die Hälfte wie auf der deutschen Seite der Oder und die Bedienungen waren ein bemerkenswerter Hingucker in ihren sehr kurzen Röcken.

Grenzpfahl an der OderNachdem wir wieder auf der bundesdeutschen Seite waren, ging's entlang der Oder über Coschen, Ratzdorf, Eisenhüttenstadt, Aurith und Briskow nach Frankfurt an der Oder. Auf diesem Weg hatten wir die erste Teilstrecke auf den Oderdamm und "Deutschlands breitesten Fahrradweg" befahren. Dieser war immerhin ca. 12 Meter breit. Die beiden Notstreifen für die PKWs rechts und links, mussten sich mit je 2,5 Meter Breite zufrieden geben. Spaß bei Seite, wir waren auf der noch nicht für den Verkehr freigegebenen Bundesstraße unterwegs, während sich die PKWs noch auf dem Notbehelf bewegten. Erstaunlich viele Autofahrer hupten uns, um uns freundlich zu zu winken. Immer häufiger stellten wir auch fest, dass die Leute uns zuwinkten, denn sie hielten uns mit unseren einheitlichen Shirts wohl für eine Gruppe eines Profi- oder Werbeteams.

Fahrad AutobahnUm 17:50 kamen wir in Frankfurt endlich an, doch war dies nicht das Ende unserer Etappe, wir hatten vielmehr noch rund 12 km vor uns. Da wir auf 18:00 im Landschulheim "Mückenbusch" zum Essen erwartet wurden, setzten wir uns mit dem Leiter in Verbindung. Es war überhaupt kein Problem, dass wir voraussichtlich ca. 45 Minuten später ankommen würden. Ein größeres Problem war die Tatsache, dass wir gerne ein Feierabendbier haben wollten, dies aber in einem Landschulheim nicht zu bekommen sei und das Haus rund 3 km vom nächsten Ort entfernt direkt an der Oder lag. Also deckten wir uns vor unserer Weiterfahrt in Frankfurt mit Bier ein, um dann die restlichen Kilometer über Lebus bis nach "Mückenbusch" hinter uns zu bringen. Nach einem kleinen Umweg - halt, falsch, Bonus Track - kurz vor Lebus erreichten wir gegen 19:00 "Mückenbusch". Die Ausstattung war spartanisch, 9 Betten in einem und 4 Betten im anderen Raum des Nebengebäudes, das wir zur Verfügung hatten. Bettzeug gab es keines. Dies bedeutete, dass wir unsere Juhe-Schlafsäcke herausnehmen mussten.

Das Abendessen nahmen wir im Hauptgebäude ein. Aldi-Wurst und Aldi-Käse dazu je zwei Brötchen und Schwarzbrot, Tomaten und Scheiben ungeschälte Schlangengurken. Zum Trinken stand Pfefferminz- und Früchtetee bereit. Tee konnte man haben, soviel man wollte, bei Wurst und Brot, sah man es dem armen Herrn an, dass wir ihm die Haare vom Kopf zu fressen drohten, doch rückte er genügend essbares heraus, sodass er seine Haarpracht retten konnte.

Bemerkenswert gut waren die Duschen im Hauptgebäude, sie waren ganz neu und hatten nur den Fehler, dass aus dem selben Raum auch die Toilette abgeteilt worden war, sodass eventuell entstehende Gerüche auch in den Duschen verteilt wurden.

Als Roby und MARKUS zusammen mit einer Dose Mückenspray vom Duschen kamen, hatten sie gleich zwei Dinge zu berichten. Erstens waren sie nur knapp einem von Benji ausgelösten "Giftgasangriff" entronnen und zweitens hatten sie die Mückenspray-Dose vom Hauswirt mit den Worten erhalten: "Ach, übrigens, wir heißen nicht ohne Grund Mückenbusch" (Hinweis für Schwaben: Mücken sind an der Oder Schnaken!). Dies war uns Nochnichtduschern in der Zwischenzeit auch schon aufgefallen, da es zu Dämmern begonnen hatte und die Schnaken sich in ganzen Geschwadern auf einen stürzten, sobald man das Haus verließ. Nun war auch verständlich, warum alle Fenster mit Fliegengittern versehen waren. Nach diesem anstrengenden Tag und dem wohlverdienten Feierabendbierchen löschten wir um 21:30 die Lichter. MARKUS Kniewunde war gut verheilt und Franks Knie schmerzte erstaunlicherweise nicht mehr, obwohl es heute doch wirklich einiges hatte leisten müssen.

Tagesstatistik: Tagesstrecke 142 km Gesamtstrecke 791 km
zurück... Geschw. Ø 19 km/h Temp. min. 11 °C Steigung Ø 5 %
von Lebus nach Schwedt Höhe ges. 171 m Temp. max. 20 °C Steigung max. 10 %